Professor Dr. Wilfried Feldenkirchen, Ordinarius für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und als Unternehmenshistoriker über 25 Jahre beratend dem Hause Siemens eng verbunden, ist am 21. Juni tödlich verunglückt. Der Unfall ereignete sich bei einer Fahrt mit dem historischen Elektrofahrzeug Viktoria im Schwarzwald, im Umkreis der Manufaktur, in der das Fahrzeug unter wissenschaftlicher Begleitung von Professor Feldenkirchen rekonstruiert worden war.
Peter Löscher, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG, würdigte Professor Feldenkirchen als hochangesehenen, leidenschaftlichen Unternehmenshistoriker und großartigen Menschen. „Er hat den Weg des Unternehmens in mehr als 25 Jahren eng begleitet und die Geschichte des Hauses wie die Persönlichkeit des Unternehmensgründers Werner von Siemens und nachfolgender Generationen in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten, Vorträgen und Publikationen beleuchtet. Wir verdanken ihm viel. Er hat sich um Siemens verdient gemacht. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie“, sagte Peter Löscher.
Professor Feldenkirchen wurde am 25. Oktober 1947 in Köln geboren. Er studierte Volkswirtschaft und Geschichte an den Universitäten Bonn und Köln. Im Anschluss an seine Assistentenzeit lehrte und forschte er in Bonn und Saarbrücken als Professor. Seit 1990 war Professor Feldenkirchen Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Von 1984 an war Professor Feldenkirchen beratend für die Siemens AG tätig. 1992 übernahm er die wissenschaftliche Leitung der SiemensForen, deren Gründung auf seine Initiative zurückgeht. Das historische Archiv der Siemens AG, eines der größten Unternehmensarchive weltweit, wurde unter seiner fachlichen Führung systematisch fortentwickelt und nach modernen Methoden gestaltet und wissenschaftlich erschlossen.
Professor Feldenkirchen hat zahlreiche Monographien und Aufsätze in angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Zu seinen Arbeitsgebieten zählten u. a. die Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, insbesondere die vergleichende Unternehmensgeschichte, die Banken- und Sparkassengeschichte und die Geschichte der Agrarpolitik. Einen besonderen Schwerpunkt in seinem wissenschaftlichen Werk bildeten Forschungsarbeiten und Publikationen über Werner von Siemens und die Geschichte der Siemens AG. Konzept, Gestaltung und publizistische Begleitung der Feierlichkeiten zum 150jährigen Bestehen des Unternehmens im Jahr 1997 wie auch die Siemens-Beteiligung an der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ wurden eng von ihm begleitet. 1982 erhielt er den Maier-Leibnitz-Preis, 1987 den Newcomen-Prize.