Der geplante Verkauf der Gepäckabfertigung, Brief- und Paketsortierung wird die Geschäftstätigkeit des Siemens-Sektors Infrastructure & Cities weiter fokussieren. Das Unternehmen ist zwar einer der führenden Anbieter von Postautomatisierungs-, Paket- und Gepäckabfertigungssystemen mit einer globalen Präsenz und einer weltweit installierten Basis. Allerdings gibt es aufgrund des hohen Mechanikanteils nur wenige Synergien mit anderen Siemens-Divisionen. Es ist ein hoch spezialisiertes Nischengeschäft, in dem vornehmlich mittelständische Unternehmen tätig sind. Das Geschäft mit einer mittleren einstelligen Ergebnismarge, einem Umsatz von rund 900 Millionen Euro und etwa 3.600 Mitarbeitern soll entsprechend verkauft werden.
Invensys Rail soll in das Siemens-Rail-Automation-Geschäft der Division Mobility and Logistics des Sektors Infrastructure & Cities integriert werden. "Mit dem Zukauf von Invensys Rail können wir weltweit führende Lösungen und Technologien für Bahnbetreiber anbieten. Die Kombination der beiden erfolgreichen Organisationen schafft einen wahren Global Player in der Bahnautomatisierung", sagte Sami Atiya, CEO der Siemens Division Mobility and Logistics.
Invensys Rail hat eine starke Präsenz und einen ausgezeichneten Ruf mit Kunden in Großbritannien, Spanien, den USA und Australien. Es ergänzt die vorhandene Präsenz von Siemens Rail Automation in Ländern wie Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in China und Indien. In den vergangenen Jahren expandierte Invensys Rail außerdem erfolgreich in wachstumsträchtige Schwellenländer. Das gemeinsame Produktportfolio von Invensys Rail und Siemens bietet ein umfassendes Spektrum an Automatisierungs- und Optimierungs-Produkten, Lösungen und Dienstleistungen für alle Kundensegmente.
Zunehmende Urbanisierung und steigender Mobilitätsbedarf erfordern den Aus- und Neubau von Nahverkehrs- und Pendlerstrecken und sind die Wachstumstreiber des globalen Bahnautomatisierungsmarktes. Weitere Treiber sind Energieeffizienz, Umweltschutz, Liberalisierung, Deregulierung und der Bedarf an kostengünstigen Transportmitteln.
Erhebliche Synergiepotenziale werden aus den sich ergänzenden Regionen und Technologien erwartet. Hinzu kommen Kosteneinsparungen in den Bereichen Einkauf, Portfolio, Entwicklung sowie Vertrieb und Verwaltung. Es wird mit Synergieeffekten von mehr als 100 Millionen Euro gerechnet, die bis 2018 vollständig realisiert sein sollen.
Invensys Rail erwirtschaftete in seinem im März 2012 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 775 Millionen Britischen Pfund und ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 116 Millionen Britischen Pfund, was einer Marge von 15 Prozent entspricht. Der Auftragseingang (ausgenommen Rahmenverträge) lag bei 991 Millionen Britischen Pfund und beinhaltete Großaufträge in neuen Märkten wie Saudi-Arabien und der Türkei. Im März 2012 belief sich der Gesamtauftragsbestand auf 1.202 Millionen Britische Pfund. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 3.200 Mitarbeiter.
Siemens bietet integrierte Mobility-Lösungen und hat ein bedeutendes, etabliertes Bahnautomatisierungsgeschäft mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro und rund 6.500 Mitarbeitern. In dieses Geschäft mit Hauptsitz in Berlin soll Invensys Rail integriert werden. Die neue Geschäftsleitung wird sich aus Siemens- und Invensys-Rail-Managern zusammensetzen. Die lokale Expertise und die Geschäftsbeziehungen von Invensys Rail werden erhalten. So werden die regionalen Stärken beider Unternehmen zum Nutzen ihrer Kunden vereint.
Die Transaktion erfolgt vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre von Invensys, die darüber voraussichtlich auf der Hauptversammlung im Dezember 2012 abstimmen werden. Außerdem ist die Zustimmung der Gläubiger von Invensys, der Aufsichtsbehörde für betriebliche Altersvorsorge Großbritanniens und der Kartellbehörden erforderlich. Insgesamt übernimmt Siemens mit der Transaktion keine signifikanten Pensionsverpflichtungen. Siemens geht davon aus, dass die Transaktion im zweiten Quartal des Kalenderjahres 2013 abgeschlossen wird.