„Das Jahr 2019 war in Deutschland, Mittel- und Westeuropa ausgesprochen blitzarm, wir verzeichneten wenige Gewitter und deutlich weniger Erdblitze, also Blitzeinschläge“, so Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. „Es war schlicht zu trocken. Denn Gewitter benötigen Hitze und Feuchtigkeit.“ Insgesamt gab es 2019 in Deutschland 13 Tage mit mehr als 10.000 Einschlägen, so Thern. „Bei einer relativ geringen Stadtfläche wie in Speyer reichen einige wenige Gewitter, um letztlich eine hohe Blitzdichte auszuweisen“, sagt der Experte. „Im Fall der beiden nachfolgenden `Nordlichter´ Rostock und Lübeck spielt vermutlich die Nähe zur Ostsee eine Rolle.“
Die Haupt-Gewittertätigkeit lag 2019 in den Monaten Juni und
Juli. Der blitzreichste Tag war der 12. Juni 2019 mit gemessenen 24.245 Einschlägen.
Dabei waren insbesondere die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und
Brandenburg, gefolgt von Sachsen, betroffen. Die meisten gemessenen Erdblitze
in einem Bundesland an einem Tag – knapp 8.500 – verzeichnete BLIDS am 12. Juni
in Mecklenburg-Vorpommern, danach Bayern mit 6.400 am 10. Juli. Unter den
Bundesländern führt Berlin mit 2,2 Blitzen pro Quadratkilometer das Feld
deutlich an, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit einer Blitzdichte von 1,4. Schlusslicht
mit je nur 0,5 Blitzen pro Quadratkilometer sind die Stadtstaaten Hamburg und
Bremen. Blitzhauptstadt unter den Landesresidenzen ist Potsdam (2,3), gefolgt
von Berlin und München (1,2). Saarbrücken (0,4) und Erfurt (unter 0,5) sind die
Landeshauptstädte, in denen es vergangenes Jahr am wenigsten geblitzt hat.
2019 lag der Durchschnittswert für Deutschland bei 0,9
registrierten Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer. Im Vorjahr waren es noch
1,3. Im Vergleich der Nachbarländer liegt es im Mittelfeld. Die gemessenen
Blitzdichten in ganz Europa reichen von 0,03 (Irland und Schottland) bis zu
Spitzenwerten von 8-10 um Triest im Länderdreieck Italien, Slowenien und
Kroatien. Die Adria-Anrainerstaaten sowie die italienische Riviera gehörten
2019 zu den aktivsten Gewitterregionen des Kontinents. Zu den europäischen Ergebnissen
tragen verschiedene Blitzdienstanbieter in den einzelnen Ländern bei. „Dass ein
homogenes, europäisches Messnetz – trotz von Land zu Land differierender Normen
– zur Verfügung gestellt werden kann, ist das Resultat der hervorragenden
Zusammenarbeit und Abstimmung der verschiedenen Wetter- und Messdienste in ganz
Europa“, sagt Stephan Thern. „Damit kann
den Kunden und Nutzern eine gleichwertige Qualität der Messdaten angeboten
werden.“
Der Blitz-Informationsdienst von Siemens nutzt rund 160
verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in Deutschland, der
Schweiz, Großbritannien, Benelux, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Dank der
präzisen Messtechnik können die Sensoren problemlos im Abstand von 350
Kilometern aufgestellt werden, was die Installations-, Betriebs- und
Wartungskosten erheblich reduziert. „Mit der aktuellen Software können wir bis
auf 50 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat“, sagt
Stephan Thern.
Seit 1991 analysiert Siemens die registrierten Blitze und
sendet umgehend Warnhinweise an die Gewitteralarm-Kunden – zum Schutz von
Menschen, Technik und Infrastruktur. Die Kunden des Siemens
Blitz-Informationsdienstes sind Wetterdienste, Versicherungen,
Industrieunternehmen aller Branchen sowie Betreiber von Stromnetzen,
(Sport-)Anlagen und neuerdings auch Feuerwehren. „BLIDS hilft festzustellen, ob
ein Blitzeinschlag einen Schaden oder Ausfall verursacht hat“, sagt Stephan
Thern. Blitze sind der Grund für viele Schäden an elektrischen Geräten. Die meist
hochempfindliche Elektronik beispielsweise in Fernsehern, Satellitenempfängern,
Waschmaschinen oder Industriesteuerungen kann selbst dann beschädigt werden,
wenn der Blitz in größerer Entfernung einschlägt. Für Verbraucher und Endkunden
bedeutet der Nachweis eine Kostenersparnis, da Blitzeinschläge in der Regel
versichert sind.
Dank der fortschreitenden Digitalisierung und der rasant
gestiegenen Rechen- und Speicherkapazitäten gelingt BLIDS eine immer schnellere
und präzisere Datenübertragung von mittlerweile unter zehn Sekunden nach einem
Blitzeinschlag. Um Kunden die Blitzdaten auf ihren PCs und Mobilgeräten
verfügbar zu machen, stellt der Blitz-Dienst auch cloudbasierte Lösungen
bereit.