"Im Jahr 2015 gab es in Deutschland auffallend wenige Gewitter", erklärte Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes. "Mit rund 550.000 Blitzeinschlägen haben wir nur halb so viele Blitzeinschläge registriert wie etwa im unwetterstarken 2007, in dem es rund 1,1 Millionen waren. Die diesjährige Blitz-Hauptstadt Schweinfurt ist dabei eine Überraschung. Denn die Stadt gehört eigentlich nicht zu den besonders blitzreichen Regionen."
"Kunst und Kultur, Wohnen und Handeln, Wirtschaft und Soziales, Wissenschaft und Forschung – die Schweinfurterinnen und Schweinfurter bringen in den unterschiedlichsten Bereichen beeindruckend viel Energie auf, um unserem Motto "Zukunft findet Stadt" gerecht zu werden. Schon seit einigen Jahren befindet sich das Institut für Energie- und Hochspannungstechnik der Hochschule als Teil des Kompetenzzentrums Mainfranken am Standort Schweinfurt – mit Stolz tragen wir daher den Titel Blitz-Hauptstadt und sehen diese Auszeichnung als donnernden Applaus von oben. Denn trotz der scheinbar vielen Blitze über Schweinfurt, bleiben wir von den großen Unwettern ja Gott sei Dank meist verschont!", sagte Sebastian Remelé, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt.
Im Langzeitvergleich von 1999 bis 2015 liegen der Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit durchschnittlich 4,5 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und der Landkreis Berchtesgadener Land mit 4 an der Spitze. Tendenziell gibt es in den südlichen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg besonders viele Blitzeinschläge, während in Schleswig-Holstein eher wenige zu verzeichnen sind. Das hängt von den jeweiligen Temperaturen und der Großwetterlage ab.
Genau vorhersagen lassen sich Blitze dabei nicht. "Man kann nur sehen, dass sich ein Gewitter beziehungsweise eine Gewitterfront aktuell mit einer bestimmten Geschwindigkeit in eine bestimmte Richtung bewegt. Aber eine Garantie, dass das Gewitter auch auf diesem Kurs bleibt, gibt es nicht", so Stephan Thern. "Unser Ziel ist es daher, zukünftig den Verlauf von Gewittern noch präziser vorherzusagen. Dazu arbeiten wir mit Wetterdiensten zusammen an Lösungen, mit denen durch Beobachtung der Blitzaktivität und anderer Wetterparameter die Zugrichtung der Gewitterzelle berechnet wird."
Der Blitz-Informationsdienst von Siemens nutzt rund 160 verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Polen, Benelux, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. "Aus den Daten der Messstationen können wir bis auf 200 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat. Zum Schutz von Menschen, Technik und Infrastruktur analysiert Siemens seit 1991 die registrierten Blitze und sendet umgehend Warnhinweise an unsere Gewitteralarm-Kunden", sagte Stephan Thern.
Genutzt wird der Dienst unter anderem von Wetterdiensten, Versicherungen, Industrieunternehmen sowie Betreibern von Stromnetzen. Die Informationen sind zum Beispiel für Betreiber von Überlandleitungen relevant. So können diese, wenn eine Leitung ausfällt, schnell klären, ob ein Blitz oder ein umgestürzter Baum für den Stromausfall verantwortlich ist. "Falls wir den Blitzeinschlag bestätigen, kann die Leitung schnell wieder ans Netz genommen werden. Bei einem Baum dauert es natürlich länger", so Thern.
Blitze sind der Grund für viele Schäden an elektrischen Geräten. Ob Fernseher, Satellitenempfänger oder Waschmaschine – die meist hochempfindliche Elektronik kann selbst dann beschädigt werden, wenn der Blitz in größerer Entfernung einschlägt.
Unter
www.blids.de können sich Privatpersonen und Kunden mit dem kostenlosen BLIDS-Spion schnell über Blitzeinschläge informieren.