Bereits Anfang des Monats startete ETCS Level
2 auf den Streckenabschnitten Linz–Wels–Vöcklabruck bzw. Wels–Haiding als erste
Inbetriebnahme auf Basis des neuen Rahmenvertrags. Die zugehörige
ETCS-Streckenzentrale für diesen Abschnitt befindet sich in Wien. Züge auf
diesem Abschnitt werden in Linz digital überwacht.
Dipl.-Ing. Dr. Johann Pluy, Vorstand der
ÖBB-Infrastruktur AG:
„Eine leistungsfähige Bahninfrastruktur ist
maßgeblich für das Erreichen der Klimaziele in Österreich. Um die zu
erwartenden Verkehrssteigerungen und die Verlagerung von der Straße zu
bewältigen, setzen wir umfassend auf digitale Initiativen – ETCS Level 2 ist
für die Bahn der Zukunft ein enorm wichtiger Baustein. Der Rahmenvertrag mit
Siemens Mobility basiert auf einer europaweiten Ausschreibung und wir freuen
uns jetzt darauf, mit dem Bestbieter weitere Strecken mit Level 2
auszustatten.“
Andre Rodenbeck, CEO Rail Infrastructure at Siemens
Mobility:
Wir sind stolz, gemeinsam mit der ÖBB das österreichische Schienennetz
mit ETCS Level 2 auszustatten, wobei die Inbetriebnahme dieses
Streckenabschnitts einen wichtigen Meilenstein im kontinuierlichen ETCS-Ausbau
der ÖBB darstellt. Der Einsatz von ETCS-Streckenzentralen und unserer
innovativen softwarebasierten Sicherheitsplattform DS3 ermöglicht eine
erhebliche Erhöhung der Streckenkapazität, wodurch das österreichische
Bahnsystem zu den modernsten der Welt gehören wird.
Mit ETCS wird mehr möglich
Bei ETCS Level 2 werden Daten von der
ETCS-Streckenzentrale (Radio Block Center, RBC) per GSM-R-Zugfunk an den Zug
übertragen. Datenbalisen im Gleis werden dazu verwendet, um die Position des
Zuges zu bestimmen und unveränderliche Streckendaten weiterzuleiten. Das
zugehörige Stellwerk überträgt die Gleisfreimeldung und andere Informationen an
das RBC. Dieses generiert dann die Fahrgenehmigung und sendet sie an das
Fahrzeug. Hierdurch erhöht sich der Streckendurchsatz erheblich. Das Fahren
„mit elektronischer Sicht“ durch mehrere Streckenblöcke ermöglicht kurze
Taktungen bei maximaler Geschwindigkeit.
ETCS bildet damit die Grundlage für das autonome
Fahren bei optimaler Geschwindigkeit. Das ist energiesparend und schont die
Umwelt. Ohne ETCS müssen die Züge aufgrund der langen Bremswege große Abstände
einhalten. Durch genaue High-Tech-Ortung der Fahrzeuge und
Mobilfunk-Kommunikation können die Züge mit dem ETCS in engeren Abständen
fahren und somit können mehr Menschen und Güter in kürzerer Zeit transportiert
werden.
Diese Vorteile wirken bereits auf den mit
ETCS ausgerüsteten Bahnstrecken, etwa Wien-Breclav, Wien–St. Pölten oder
Kufstein–Brenner. Das System wird laufend ausgeweitet – Ziel ist es, alle
österreichischen Hochleistungsstrecken und Hauptverbindungen mit dem modernen
ETCS Level 2 auszurüsten. Schon bis 2026 investiert die ÖBB-Infrastruktur AG
dafür 200 Millionen Euro in das Zugsicherungssystem. Insgesamt sind im
Rahmenplan unter dem Titel ETCS und Zugbeeinflussung rund 900 Millionen Euro
vorgesehen. Als europaweiter Standard wird ETCS zudem auch Fahrten über
Landesgrenzen einfacher machen. Reisen zu internationalen Destinationen werden
dadurch bequemer und kürzer. Eine bedeutende Innovation
in diesem Rahmenvertrag ist der Einsatz der DS3-Plattform, die bereits seit
November 2020 in einem Pilotprojekt im Stellwerk am Bahnhof Achau,
Niederösterreich, erfolgreich eingesetzt wird. Durch diese Digitalisierung
erreichen die ÖBB vor allem eine deutlich höhere Wirtschaftlichkeit durch
geringere Investitions- und Wartungskosten.
DS3-Plattform:
Grundstein für cloudbasierte Signaltechnik
DS3 steht für
„Distributed Smart Safe System“ und ist die neue Softwareplattform von Siemens
Mobility für sicherheitsbezogene Logik. Diese Plattform dient der Migration
bestehender Anwendungen (z.B. ETCS oder Stellwerk) auf eine standardmäßige
Hochleistungsplattform auf COTS-Basis, die Multicore-Technologie und ein neues
Kommunikationskonzept für eine vollständig IP-basierte Systemarchitektur nutzt.
Durch DS3 können die ETCS-Zentralen künftig weiter optimiert und auch flexibler
gestaltet werden.
In der Partnerschaft
zwischen ÖBB und Siemens Mobility werden neben dem bereits jetzt auf der DS3
Plattform laufenden Koppelrechner, der das Verbindungsstück zu den Stellwerken
darstellt, künftig auch die gesamten RBCs auf DS3 verlagert werden.