„Bemerkenswert beim Blitzgeschehen 2020 war, dass die Gewitterfronten vor allem in Nord- und Süddeutschland stattfanden und die Mitte Deutschlands geradezu ausklammerten“, sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. „Dass die Spitzenreiter zunehmend im Norden zu finden sind, ist eine Entwicklung, die wir erst in den letzten Jahren beobachten.“ Insgesamt gab es 2020 in Deutschland 11 Tage mit mehr als 10.000 Einschlägen, so Thern. „Im Falle Wolfsburg waren es nur drei Gewitter, um diese hohe Blitzdichte auszuweisen“, sagt der Experte. „Bei den vorwiegend bayerischen Stadt- und Landkreisen unter den Top-10 spielt sicherlich die Nähe zum Alpenrand eine große Rolle.“
Die Haupt-Gewittertätigkeit lag 2020 in den Monaten Juni und August. Der blitzreichste Tag war der 13. Juni 2020 mit gemessenen 89.517 Einschlägen. Dabei waren insbesondere die Bundesländer Niedersachsen, Brandenburg, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern, betroffen. Die meisten gemessenen Erdblitze in einem Bundesland an einem Tag – über 27.000 – verzeichnete BLIDS am 13. Juni in Niedersachsen, danach Bayern mit 17.000, ebenfalls 13. Juni 2020. Unter den Bundesländern führt Hamburg mit 1,9 Blitzen pro Quadratkilometer, Bayern (1,6) sowie Niedersachsen (1,4) folgen. Schlusslicht mit nur 0,5 Blitzen pro Quadratkilometer ist der Stadtstaat Bremen. Blitzhauptstadt unter den Landesresidenzen ist München (2,3), gefolgt von Hamburg (1,9) und Magdeburg (1,6). Mainz mit einer Blitzdichte unter 0,1 und Düsseldorf (0,4) sind die Landeshauptstädte, in denen es vergangenes Jahr am wenigsten geblitzt hat. In den beiden bayerischen Städten mit der geringsten Blitzdichte hat im ganzen Jahr 2020 der Blitz nur einmal (Coburg) beziehungsweise zweimal (Bamberg) eingeschlagen.
2020 lag der Durchschnittswert für Deutschland bei 1,1 registrierten Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer. Im Vorjahr waren es noch 0,9. Im Vergleich der Nachbarländer liegt es im Mittelfeld. Die gemessenen Blitzdichten in ganz Europa reichen von 0,03 (Irland und Schottland) bis zu Spitzenwerten von 8-10 um Triest im Länderdreieck Italien, Slowenien und Kroatien. Die Adria-Anrainerstaaten sowie die italienische Riviera gehörten 2020 zu den aktivsten Gewitterregionen des Kontinents. Zu den europäischen Ergebnissen tragen verschiedene Blitzdienstanbieter in den einzelnen Ländern bei. „Dass ein homogenes, europäisches Messnetz – trotz von Land zu Land differierender Normen – zur Verfügung gestellt werden kann, ist das Resultat der hervorragenden Zusammenarbeit und Abstimmung der verschiedenen Wetter- und Messdienste in ganz Europa“, sagt Stephan Thern. „Damit kann den Kunden und Nutzern eine gleichwertige Qualität der Messdaten angeboten werden.“
Der Blitz-Informationsdienst von Siemens nutzt rund 160 verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Benelux, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Dank der präzisen Messtechnik können die Sensoren problemlos im Abstand von 350 Kilometern aufgestellt werden, was die Installations-, Betriebs- und Wartungskosten sehr klein hält. „Mit der aktuellen Software können wir bis auf 50 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat“, sagt Stephan Thern.
Seit 1991 analysiert Siemens die registrierten Blitze und sendet umgehend Warnhinweise an die Gewitteralarm-Kunden – zum Schutz von Mensch, Tier, Technik und Infrastruktur. Die Kunden des Siemens Blitz-Informationsdienstes sind Wetterdienste, Versicherungen, Industrieunternehmen aller Branchen sowie Betreiber von Stromnetzen, (Sport-)Anlagen und Feuerwehren. Auch Dienstleister, die vor Gewitter warnen, wie ein Sirenenhersteller in Köln, nutzen die Daten von BLIDS. Blitze verursachen jährlich Schäden im dreistelligen Millionen Euro-Bereich. „Wir können helfen festzustellen, ob ein Blitzeinschlag einen Schaden oder Ausfall verursacht hat“, sagt Stephan Thern. Blitze sind der Grund für viele Schäden an elektrischen Geräten, aber auch von komplexen Anlagen wie beispielsweise Sportanlagen. Die meist hochempfindliche Elektronik beispielsweise in Fernsehern, Satellitenempfängern, Waschmaschinen oder Industriesteuerungen kann selbst dann beschädigt werden, wenn der Blitz in größerer Entfernung einschlägt. Für Verbraucher und Endkunden bedeutet der Nachweis eine Kostenersparnis, da Blitzeinschläge in der Regel versichert sind. Auch die Branddirektion der Stadt München verwendet BLIDS zur gezielten Überprüfung der Blitzschutzanlagen an den mehr als 1200 kommunal betreuten Liegenschaften.
Dank der fortschreitenden Digitalisierung und der rasant gestiegenen Rechen- und Speicherkapazitäten gelingt BLIDS eine immer schnellere und präzisere Datenübertragung von mittlerweile unter zehn Sekunden nach einem Blitzeinschlag. Um Kunden die Blitzdaten auf ihren PCs und Mobilgeräten verfügbar zu machen, stellt der Blitz-Dienst auch cloudbasierte Lösungen bereit.
Unter
www.blids.de können sich Privatpersonen und Kunden mit dem kostenlosen BLIDS-Spion schnell über Blitzeinschläge informieren.