"Die Energieerzeugungsbranche befindet sich in einem Umbruch, der in Umfang und Geschwindigkeit so noch nie dagewesen ist. Der Ausbau und die Innovationskraft Erneuerbarer Energien setzen andere Formen der Energieerzeugung zunehmend unter Druck. Die jetzigen Maßnahmen knüpfen an unsere Anstrengungen an, die wir bereits vor drei Jahren gestartet haben, um unser Geschäft an die sich verändernden Marktbedingungen anzupassen", sagte Lisa Davis, Mitglied des Vorstands der Siemens AG. "Wir wollen diese Maßnahmen rasch und umsichtig umsetzen und zugleich in künftige Wachstumstechnologien investieren. Wir wollen weiter in diesem Geschäft wachsen und dadurch ein kompetenter und zuverlässiger Partner für unsere Kunden sein. Dadurch können wir ihnen helfen, langfristig erfolgreich zu sein", so Davis weiter.
"Die Einschnitte sind notwendig, um unser Know-how bei der Kraftwerkstechnologie, bei Generatoren und bei großen elektrischen Motoren nachhaltig wettbewerbsfähig halten zu können. Das ist das Ziel unserer Maßnahmen. Das wird uns aber nur gelingen, wenn wir Antworten auf die weltweiten Überkapazitäten und den dadurch ausgelösten Preisdruck finden", sagte Janina Kugel, Chief Human Resources Officer und Mitglied des Vorstands der Siemens AG. "Wir werden diese Maßnahmen sorgfältig, umsichtig und langfristig anlegen", erklärte Kugel weiter.
In den betroffenen Divisionen sollen laut der nun den Arbeitnehmervertretern vorgestellten Planungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren weltweit in Summe rund 6.900 Arbeitsplätze wegfallen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Die Maßnahmen beinhalten neben einer Anpassung der globalen Kapazitäten von PG und PS an das zu erwartende Marktvolumen auch die Bündelung von Kern Know-how in Kompetenzzentren sowie die Konzentration von Fertigungsvolumina an Standorten mit wettbewerbsfähigen Kosten. Zur Umsetzung sollen zeitnah Beratungen mit den zuständigen Arbeitnehmervertretern aufgenommen werden. Ziel ist es, die geplanten Maßnahmen möglichst sozialverträglich zu gestalten.
Die Nachfrage nach großen Gasturbinen (mit einer Leistung über 100 Megawatt) am Weltmarkt ist drastisch gesunken und wird sich voraussichtlich auf rund 110 Turbinen pro Jahr einpendeln. Die weltweite, technische Fertigungskapazität aller Hersteller wird dagegen auf etwa 400 Turbinen geschätzt. PG hat bereits vor drei Jahren begonnen, auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren und mit seinem Divisionsprogramm "PG2020" in den Handlungsfeldern Kundennähe, Innovation, Kosten und Organisation erhebliche Fortschritte erzielt. Beispiele sind die weitgehende Regionalisierung der Geschäftsverantwortung, eine erhebliche Senkung der Produktkosten, Innovationen wie die neue mobile Gasturbine für den wachsenden Markt der schnellen Stromerzeugung oder die Markteinführung der neuen, effizienteren HL-Gasturbinen mit einem mittelfristig geplanten Wirkungsgrad von 65 Prozent. Siemens steht zu diesem Geschäft und wird weiterhin signifikant in die Entwicklung effizienzsteigernder Technologien investieren. Die bisher im Rahmen von PG2020 umgesetzten Maßnahmen müssen weiter verstärkt werden, da Umfang und Geschwindigkeit des Marktwandels erheblich zugenommen haben. Dies zeigt sich insbesondere auch in der Verfassung des Wettbewerbs in der Branche, der davon noch deutlich stärker als Siemens betroffen ist.
In Summe beläuft sich die Zahl der weltweit bei PG betroffenen Arbeitsplätze auf rund 6.100. In Deutschland ist eine Anpassung um rund 2.600 Stellen geplant. Die Pläne sehen vor, die Standorte Görlitz (aktuell rund 720 Arbeitsplätze) und Leipzig (circa 200 Arbeitsplätze) zu schließen. Zudem soll das Lösungsgeschäft (Solutions) der Standorte Offenbach und Erlangen zusammengelegt werden. Durch diese drei Maßnahmen sollen insgesamt 1.600 Stellen entfallen. Für den Standort Erfurt werden mehrere Optionen geprüft wie beispielsweise ein Verkauf. Darüber hinaus sollen etwa 640 Stellen in Mülheim an der Ruhr und etwa 300 in Berlin abgebaut werden.
Um das Know-how im Kraftwerksbau, -betrieb und in der -instandhaltung noch effektiver zu sichern und zu nutzen, ist geplant, Kompetenzzentren einzurichten.
Dies soll an Standorten passieren, an denen Kern-Know-how sowie Vorteile in der Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung, Fertigung, Test und Logistik vorhanden sind und eine dauerhaft wettbewerbsfähige Entwicklung ermöglichen.
In Europa fallen außerhalb Deutschlands durch Restrukturierungsmaßnahmen insgesamt gut 1.100 Stellen weg. Außerhalb Europas sind weitere 2.500 Stellen betroffen, davon 1.800 in den USA durch Konsolidierung in der Fertigung sowie in der Verwaltung.
Bei PD erweist sich die Lage ganz besonders in der Rohstoffindustrie als sehr schwierig, da dort die Investitionsbereitschaft der Kunden auf einem niedrigen Niveau verharrt und die Wettbewerbsintensität durch Billiganbieter deutlich zunimmt. Ob im Bergbau, in der Stahlerzeugung oder beim Schiffbau: Die Nachfrage nach großen elektrischen Motoren und Generatoren ist auf Grund fehlender Kapazitätsausweitungen bei unseren Kunden in der Prozessindustrie deutlich gesunken. Eine Erholung in diesen Feldern ist in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Die Folge sind deutliche Überkapazitäten in der bestehenden Fertigungslandschaft für diese Technologien. Daher sind auch hier weitere Anpassungen notwendig, die in Summe rund 760 Stellen in Deutschland betreffen. Der Schwerpunkt liegt hier aufgrund ungenügender Auslastung und einem negativen Geschäftsausblick auf dem Dynamowerk in Berlin, dessen Fertigungskapazitäten in den PG-Werken in Mülheim an der Ruhr und Erfurt gebündelt werden sollen. Durch diese Maßnahme ist in Berlin der Abbau von rund 570 Stellen geplant. Eine Schließung des Standortes Berlin ist jedoch nicht vorgesehen. Den Planungen zufolge sollen vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Engineering, Service und Vertrieb Arbeitsplätze in Berlin verbleiben.
Gleichzeitig investiert Siemens weiter konsequent in Wachstumsmärkte und baut in den entsprechenden Geschäften Personal auf. So wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit fast 39.000 Menschen eingestellt, davon etwa 5.200 in Deutschland. Dadurch stieg die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland im Jahresvergleich leicht von 113.000 auf 115.000. Für 2018 sollen sowohl die Investitionen in Forschung und Entwicklung als auch in Produktionsanlagen deutlich ausgebaut werden. Die Zahl der Neueinstellungen dürfte in etwa auf Vorjahresniveau liegen.
Die Zahl der offenen Stellen im Konzern lag zuletzt bei 3.200. Ziel ist es, möglichst viele der vom Umbau betroffenen Stellen auf freie Stellen im Konzern zu vermitteln beziehungsweise für diese zu qualifizieren.