Erarbeitet wurde die ganzheitliche Studie von den Stadtwerken gemeinsam mit dem benachbarten Campus Feuchtwangen, einer Außenstelle der Hochschule Ansbach, und der Siemens AG. Sie zeigt, wie Energieversorgung in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität CO₂-frei und nachhaltig gestaltet werden kann. Auf Grundlage von Erhebungen und Analysen wurde ein strukturiertes Energiekonzept mit konkret formulierten Zielen zur kosteneffizienten Energieversorgung erstellt. „Um unser Ziel einer nahezu autarken, klimaneutralen Energieversorgung des gesamten Feuchtwanger Gebietes zeitnah zu erreichen, müssen wir unumgänglich in den weiteren Ausbau von PV und Windenergie investieren“, so das finale Fazit von Feuchtwangens ersten Bürgermeister Patrick Ruh. Die Studie belegt, dass diese Technologien für die Stadtwerke Feuchtwangen „technisch und wirtschaftlich absolut sinnvoll und zukunftsträchtig“ sind. Gleichzeitig erwartet die Feuchtwanger Bevölkerung eine energetische Umrüstung vom Bezug fossiler Energieträger hin zu mehr regionaler, CO₂-freier Energieerzeugung, um den steigenden Kosten für Strom und Wärme entgegenzuwirken und auf eine Preisstabilität bauen zu können, wie die im Herbst 2021 durchgeführte Bürgerumfrage zeigt. „Mit dieser Erkenntnis und Bestätigung können wir nun zielgerichtet in die operative Phase gehen und entsprechende Projekte umsetzen“, teilte der Technische Stadtwerkeleiter Lothar Beckler mit.
Ab
2030 wollen die Stadtwerke Feuchtwangen ihren Kundinnen und Kunden
ausschließlich lokal erzeugten grünen Strom anbieten. Die im Rahmen der Studie
erstellte Energiebedarfsanalyse bis zum Jahr 2035 prognostiziert aufgrund der
zunehmenden Elektrifizierung durch Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen einen
stetig steigenden Stromverbrauch. „Damit der Strom auch immer dann zur
Verfügung steht, wenn er gebraucht wird, bedarf es neben den PV- und
Windanlagen zusätzliche Energiespeicher“, äußerte Thomas Haupt, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Campus, und bewertete dabei anhand einer ersten
Wirtschaftlichkeitsanalyse den Einsatz eines Batteriespeicher-Systems als
sinnvolles Instrument für die Stadtwerke Feuchtwangen. „Batteriespeicher
spielen für Regionen mit einem hohen Anteil an PV- und Winderzeugung eine
entscheidende Rolle für die Eigenversorgung und bieten zudem attraktive
Möglichkeiten am Energiemarkt teilzunehmen, um dort zusätzliche Erlöse zu
generieren“, betonte Dr. Rainer Saliger, Experte für Energiespeicherung bei
Siemens. Solche Investitionen haben Saliger zufolge eine hohe Rentabilität und
können sich durchaus bereits nach rund zehn Jahren amortisieren. „Investitionen
in diesen Bereich müssen wir leisten können, um langfristig zukunftsfähig
agieren zu können“, ergänzte Bürgermeister Patrick Ruh. Politisch sei dafür in
der Kreuzgangstadt durchaus Rückenwind da. „Auch wenn uns natürlich bewusst
ist, dass derartige Anlagen immer auf Diskussionen und verschiedene Meinungen
treffen“, verdeutlichte Ruh.
Im
Wärmesektor wollen die Stadtwerke Feuchtwangen spätestens ab 2035 vollständig
kohlenstoffneutral sein. „Mit einer Kombination aus Elektrifizierung mittels
Wärmepumpen und Direktstromprozessen, lokal hergestellten Biomethan sowie
Beimischen von Wasserstoff könnten die Stadtwerke den Erdgasbedarf im
Feuchtwanger Gebiet vollständig decken und damit unabhängig gegenüber
Energieimporten werden“, erläuterte Dr. Gerd Hofmann, Projektkoordinator am
Campus, seine Analyseergebnisse. Wie Lothar Beckler ergänzte, laufen bereits
intensive Gespräche mit Betreibern örtlicher Biogasanlagen hinsichtlich der
eigenen regionalen Herstellung von Biogas und dem Ziel einer Autarkiequote von
über 80 Prozent.
„Die
Ergebnisse der Studie stoßen bereits jetzt auf reges Interesse der ansässigen
Industrieunternehmen und Nachbargemeinden den Dekarbonisierungs-Weg der Region
mitzugestalten“, so Beckler. „Nun ist es wichtig, auf Basis des passgenauen und
ganzheitlichen Konzepts, Anreize und weitere flankierende Maßnahmen mit den
Bürgern und der Industrie voranzutreiben“, betonte Campus-Leiter Prof. Dr.-Ing.
Johannes Jungwirth. Dabei wird deutlich, dass das ländliche Umland zur CO₂-freien
Versorgung des Stadtgebietes sehr wichtig ist. „Feuchtwangen ist mit dieser
Initiative eine der Vorreiterkommunen in ganz Deutschland“, verdeutlichte
Matthias Hammerl, Projektleiter bei Siemens. „Gemeinsam mit diesen Pionieren
optimieren wir den technologischen Bausatz für die Energiezukunft, der in den
nächsten Jahren in vielen Regionen in Deutschland zum Einsatz kommen dürfte.
Doch dann ist Feuchtwangen bereits ein ganzes Stück weiter auf dem Weg der
Dekarbonisierung, auf dem wir die Stadtwerke, Stadt und Region gerne mit Rat
und Tat begleiten.“