In seiner heutigen Rolle als
Chief Product Owner leitet er internationale Expertenteams, um Intelligenz in
die Maschinen zu bringen und damit die immer komplexer werdenden Aufgaben
weiterhin effizient lösen zu können. Das Wissen und die Erkenntnisse fließen in
neue Produkte oder Produkterweiterungen.
Die regelbasierten
Automatisierungslösungen in den heutigen Fabriken bestehen aus unzähligen
Zeilen Programmcode (engl. Lines of Code), die letztlich zu Lasten der
Flexibilität der Maschine und der Wartbarkeit gehen. Felix‘ Antwort darauf und
ambitioniertes Ziel lautet: „Zero Lines of Code”. Dies zeigt er am Beispiel des
Fußballsimulationsspiel Fifa: „Die Kombinatorik, welcher Spieler sich in
welcher Situation wie verhalten kann, geht in Richtung unendlich“ erklärt er.
„Die Spieleprogrammierer und -programmiererinnen modellieren Verhaltensweisen in
sogenannten Behaviour-Trees und der Algorithmus wendet diese während des
Spieles, also in Echtzeit, situationsbedingt an.“ Denselben Kniff verwendet der
Elektro- und Informationsingenieur Felix für die Bewältigung komplexer und
immer neuer Aufgaben im industriellen Umfeld. Es werden demnach keine
Roboterbewegungen ausprogrammiert, sondern semantisches Wissen in die Maschine
gepackt, welches sie zur Lösung von neuen Aufgaben nutzt. Die Maschine kann
somit selbstständig situativ entscheiden. Nachdem die Maschine mit Wissen
angereichert wurde, benötigt sie eine Fähigkeit neue Anforderungen in Sekunden
zu interpretieren und die richtigen Aktionen dafür abzuleiten.
„Wir müssen kreativ werden,
um diese Herausforderung zu lösen“, sagt der Teamleiter. Für Kreativpower par excellence
beschäftigt die Siemens-Innovationsabteilung Expertinnen und Experten für
Kreativitätsforschung. Die Masterabsolventin der TH-Nürnberg Bianca begleitet
das Team als kreatives Gegenstück. „Die Keimzelle jeder Innovation ist
Kreativität“, so Bianca.
„Wir haben gemerkt, wie immens wichtig Kreativität für
die Entstehung von Neuem ist und lernen Stück für Stück sie gemeinsam besser zu
verstehen und somit bewusster und effizienter zu nutzen. Dafür müssen wir eine
Kultur des Ausprobierens und Experimentierens bei uns in der Organisation etablieren.“
Nicht jede Idee muss oder kann perfekt sein. „Im ersten Schritt ist wichtig,
sich selbst mit der eigenen Kreativität zu befassen und sie besser zu verstehen“,
erklärt Bianca. Dafür hat sie gemeinsam mit einem Kreativitätsforscher aus der
Metropolregion den Siemens Podcast „Talking Creativity“ ins Leben gerufen. Sie
sprechen mit Gästen aus unterschiedlichen Bereichen über die Perspektiven von Kreativität,
um aufzuzeigen, „wie viel Potenzial wir ausschöpfen können, sobald wir uns mehr
damit beschäftigen und die Kreativität des Individuums trainieren“ so die
Expertin.
Als ehemaliger Leistungssportler der LAC-Fürth sowie Mitglied
in der Leichtathletik-Nationalmannschaft liebt Felix sportliche Vergleiche:
„Wir wollen den Speer weit werfen, das
heißt, kreative Impulse zulassen, auch vermeintliche unsinnige Ideen aussprechen
und gemeinsam im Team weiterdenken. Aus Niederlagen lernen und uns
kontinuierlich verbessern - das sind wichtige Soft-Skills, die in unserem
Schulsystem nicht primär vermittelt werden. Deshalb ist die Arbeit mit Bianca so
fundamental wichtig und wertvoll.“
Felix und Bianca sind stolz darauf, dass die ersten
Meilensteine der autonomen Fabrik in der Metropolregion erreicht werden. Im
Siemens Elektronikwerk Fürth pilotieren Felix‘ Teams derzeit eine autonome
Produktionslinie für die Fertigung von Siemens Automatisierungsprodukten
(SIMATIC Baugruppen). Damit haben die beiden InnovationskünstlerInnen einen
Meilenstein im Bereich der Autonomie hier in der Metropolregion Nürnberg gesetzt.
Bianca und Felix, beide
geboren in Fürth, sind durch und durch regionale Gewächse. Während Felix auch privat
sehr technikaffin ist und sich selbst bei seiner Hochzeit die Ringe von einem
autonomen mobilen Roboter bringen ließ, lebt Bianca ihre kreative Ader als
Sängerin der Band Adayna und Tänzerin aus. Für Felix steht nun ein größerer
Umbruch an: Als Delegate seines Unternehmens geht er für zwei Jahre nach China,
um dort die Gruppe „Autonomous Factory China“ aufzubauen und zu leiten. Als „Botschafter
der Metropolregion“, mit viel Neugierde und – „um mir wieder bewusst zu machen,
in welcher wundervollen Heimat ich meine Wurzeln habe“, wie er nachdenklich anmerkt.
Seine Zukunft sieht er dennoch in der Metropolregion Nürnberg, das
Rückfahrticket hat er jedenfalls schon in der Tasche.