Der Blitz-Informationsdienst
von Siemens (BLIDS) registriert die Daten von sogenannten Erdblitzen. Das sind
jene Blitze, die tatsächlich den Boden erreichen und somit eine Gefahr für
Mensch, Tier und Infrastrukturanlagen darstellen. In der Schweiz wird der
Dienst von rund hundert Kunden genutzt. Dazu zählen Versicherungen,
Industriebetriebe und Feuerwehren aber auch Golfplatzbetreiber, Veranstalter
von Musikfestivals, Freizeitparks und Privatpersonen.
Die meisten Einschläge, aufgeteilt
nach Landesregionen, verzeichneten die folgenden Ortschaften:
Nordwestschweiz: Liedertswil/BL,
6.59 Blitze pro km²
Ostschweiz: Märstetten/TG,
5,32 Blitze pro km²
Südschweiz: Paradiso/TI, 7,0
Blitze pro km2
Westschweiz: Fresens/NE,
5,04 Blitze pro km²
Zentralschweiz: Sisikon/UR,
4,18 Blitze pro km²
Grossraum Zürich: Hittnau/ZH,
4,00 Blitze pro km²
Schweizweit schlugen diesen
Sommer 48 057 Blitze ein, im Vorjahr waren es mit rund 37 000 deutlich weniger Einschläge.
Schweizweit am meisten Blitze wurden in der Gemeinde Paradiso/TI gemessen. Das
Siemens-System registrierte hier 7,0 Blitze pro km2. Das
Siemens-System misst auch die sogenannten Wolkenblitze, die den Boden nicht
erreichen und keinen Schaden anrichten. Im den drei Sommermonaten 2023 wurden
insgesamt 277 668 Blitze gezählt.
BLIDS nutzt zur Erfassung
rund 150 verbundene Messstationen im europäischen Verbund EUCLID (European
Cooperation for Lightning Detection). Die Fachleute von Siemens betreuen neben
der BLIDS-Infrastruktur in der Schweiz auch das Messnetz in Deutschland,
Grossbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Tschechien, Slowakei und Ungarn.
Ermittlung
auf 100 Meter genau
Die hohe Genauigkeit von
BLIDS basiert auf dem Time-of-Arrival (TOA)-Prinzip. Aus der Differenz der in
den Empfängern aufgezeichneten Zeiten wird der Blitzort berechnet. Dank der rasant gestiegenen
Rechen- und Speicherkapazitäten gelingt BLIDS eine immer schnellere und
präzisere Datenübertragung. «Während es früher bis zu 30
Sekunden gedauert hat, bis Informationen zu einem Blitzeinschlag im System
abrufbar waren, dauert es heute nur noch zehn», erklärt Stephan Thern, Leiter
des Blitz-Informationsdiensts bei Siemens. «Heute können wir rund die Hälfte
der Blitze auf weniger als 100 Meter genau bestimmen.» Die Informationen können
zum Beispiel für Betreiber von Hochspannungsleitungen relevant sein. So lässt
sich, wenn eine Leitung ausfällt, schnell klären, ob ein Blitz oder ein
umgestürzter Baum für den Stromausfall verantwortlich ist. «Falls wir den
Blitzeinschlag bestätigen, kann die Leitung viel schneller wieder ans Netz
genommen werden.» Um Kunden die Blitzdaten auf ihren PCs und Mobilgeräten verfügbar zu
machen, stellt der Blitz-Dienst auch cloudbasierte Anwendungen bereit.
So
funktioniert das BLIDS-System
Jeder Blitz sendet ein
elektromagnetisches Signal, respektive elektromagnetische Wellen aus. Diese
Informationen werden mit Antennen registriert und in der BLIDS-Zentrale von
Siemens in Karlsruhe analysiert. Neben der genauen Lokalisierung ermöglicht es
diese Mess- und Berechnungsmethode zudem, die Polarität und Stromstärke sowie
Teilblitze innerhalb eines Gesamtblitzes zu erkennen. Je präziser und schneller
die Daten sind, umso höher der Schutz für Menschen, Industrieanlagen und
Infrastruktur. Die Antennen sind so aufgebaut, dass sie erkennen können, aus
welcher Richtung das Signal kommt. In Kombination mit den Informationen
weiterer Antennen ist es möglich, den Einschlagspunkt zu bestimmen. Der Verlauf
eines Gewitters kann so lückenlos dargestellt werden.
Mit dem kostenlosen
BLIDS-Spion können sich Interessierte unter www.blids.de schnell und aktuell
auch über Blitzeinschläge in der Schweiz informieren.