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Ein roter Golf steht auf der mittleren von drei
Spuren. Keine Warnblinker. Links und rechts schießen Autos vorbei; sie hupen.
Der Golf bewegt sich keinen Zentimeter. Wie reagieren Sie? Ärgern Sie sich und
hupen laut, um Ihren Unmut zu zeigen? Oder sehen Sie, dass der Fahrer hinter
dem Lenkrad zusammengesackt ist und sein Kopf zur Seite gefallen ist? Steigen
Sie aus und haben den Mut, erste Hilfe zu leisten?
365 Tage im Jahr sind die Notfalldienste des
Deutschen Roten Kreuzes unterwegs. Lucretia Löscher ist eine der
Rettungsdiensthelferinnen beim Bayrischen Roten Kreuz. Sie hilft Menschen in
Not. Heute erzählt sie davon.
Ein roter Golf steht auf der mittleren von drei
Spuren. Keine Warnblinker. Links und rechts schießen Autos vorbei; sie hupen.
Der Golf bewegt sich keinen Zentimeter. Wie reagieren Sie? Ärgern Sie sich und
hupen laut, um Ihren Unmut zu zeigen? Oder sehen Sie, dass der Fahrer hinter
dem Lenkrad zusammengesackt ist und sein Kopf zur Seite gefallen ist? Steigen
Sie aus und haben den Mut, erste Hilfe zu leisten?
365 Tage im Jahr sind die Notfalldienste des
Deutschen Roten Kreuzes unterwegs. Lucretia Löscher ist eine der
Rettungsdiensthelferinnen beim Bayrischen Roten Kreuz. Sie hilft Menschen in
Not. Heute erzählt sie davon.
Was hat dich dazu bewegt Notfallhelferin
zu werden?
Das
ist eine traurige Geschichte. Mein erster Hund wurde mit zwölf sehr krank. Sie
starb letztlich an den Folgen ihrer Erkrankung. Ich machte mir Vorwürfe. Hätte
ich die Symptome erkennen können? Hätte sie dann länger gelebt? Was kann ich
tun, um in solchen Situationen helfen zu können? Denn dasselbe könnte mir auch
mit einem geliebten Menschen passieren.
Wie bist du mit diesen
Gedanken umgegangen?
Ich entschied mich für die Ausbildung zur
Sanitäterin beim Bayerischen Roten Kreuz. An zwölf Wochenenden erlernte ich die
Grundlagen der Notfallhilfe. Später machte ich die Ausbildung zum
Rettungssanitäterin. Das befähigt mich, zu helfen und beispielsweise auf Krankentransporten
die Verantwortung zu übernehmen.
Wie genau sah die Ausbildung
aus?
Dafür war ich im letzten Jahr 120 Stunden im
Schichteinsatz auf Rettungswägen – die Nachtschichten nach der Arbeit waren anstrengend,
aber auch sehr spannend und lehrreich. Zuvor war ich vier Wochen lang im
Krankenhaus tätig und absolvierte eine theoretische Prüfung. Ich möchte in der
Lage sein, Menschen in Not helfen. Dieser Gedanke motiviert mich auch heute. In
kritischen Situationen kann ich reagieren und verstehe, wie ich am besten
helfen kann.
Was erlebst du
auf deinen Einsätzen?
Das ist unterschiedlich. Ich bin auf verschiedenen Großveranstaltungen,
wie Fußballspielen oder Reitturnieren. Dort kümmere ich mich um die Notversorgung
von Menschen. Ein gutes Beispiel ist das Münchner Oktoberfest. Seit 2013 bin
ich dort jedes Jahr im Rettungsdienst tätig. Wir versorgen dort täglich etwa
200-300 Menschen; an den Wochenenden sind es natürlich deutlich mehr.
Gibt es dort besonders häufige Probleme?
Der Alkoholkonsum ist eine, aber nicht die
einzige Ursache für einen Rettungseinsatz. Typisch sind Schnittverletzungen und
Platzwunden, die genäht werden müssen. Kreislaufbeschwerden sind nicht selten,
aber leider auch Verletzungen durch einen fliegenden Krug oder eine körperliche
Auseinandersetzung. In jedem Fall leisten wir erste Hilfe.
Wie viele Einsätze hast du etwa?
Die Anzahl der Einsätze schwankt natürlich. Im
letzten Jahr waren es auch wegen der Ausbildung etwa 15-20.
Sicher hast du bereits vieles
erlebt. Gab es besonders schöne Momente?
Ich erinnere mich an eine Frau. Es ging ihr
nicht gut, sodass sie auf die Intensivstation gebracht wurde, wo ich sie
betreute. Das war während meiner Ausbildung zum Rettungssanitäterin. Einige
Wochen später traf ich dieselbe Frau auf der normalen Station wieder. Es ging
ihr also besser.
Warum war dieser Moment bedeutsam?
Solche Momente sind besonders schön, weil wir
als Notfallhelfer Menschen treffen, wenn es ihnen sehr schlecht geht. Es war
schön, auch die Gesundung mitzuerleben,
Wie verändert dich dein Ehrenamt?
Zu sehen, wie hart
der Job der hauptberuflichen Kolleginnen und Kollegen ist, ist unglaublich. Wechselnde
Schichten, lange Einsätze ohne Pausen und manchmal leider auch Patienten, die
nicht die Wertschätzung für meine Kollegen haben, die ihnen gebührt, macht mich
demütig und erlaubt mir auch, meine tägliche Arbeit mit anderen Augen zu sehen.
Was rätst du Menschen, die sich ehrenamtlich
engagieren wollen?
Wenn sich jemand für ein Ehrenamt entscheidet,
sollte das aus eigener Überzeugung geschehen, damit es nachhaltig ist. Es
sollte etwas sein, wofür sie sich wirklich aus tiefstem Herzen einsetzen
möchten. Wir alle haben begrenzte Zeit und entscheiden, was uns wichtig ist. Mir
selbst würden auch noch fünf weitere Ehrenämter einfallen, die ich gern machen
würde, wenn ich mehr Zeit hätte. Aber weil ich nicht alles gleichzeitig kann, fokussiere
ich mich auf die Dinge, die mir am wichtigsten sind.
Lass uns nochmal auf den
Anfang zurückkommen. Durch deinen ersten Hund bist du zur Notfallhilfe
gekommen. Hast du damals noch mehr verändert?
Besonders
am Herzen liegt mir auch der Tierschutz und ich engagiere mich auf
unterschiedliche Arten. Vor kurzem habe ich meine Imker Ausbildung
abgeschlossen und würde gern ein Konzept ausprobieren, bei dem Bienen in ihren
ursprünglichen Lebensraum – nämlich Bäume, statt Boxen – zurückgeführt werden.
Im kommenden Jahr besuche ich die Organisation „Animals Asia“, die ich schon
seit einer Weile unterstütze, und die sich für Kragenbären, englisch moon
bears, einsetzt. Ich möchte später eine eigene Stiftung aufbauen, die sich für
die Rettung einer Tierart einsetzt.
Bayrisches Rotes Kreuz
Das Bayerische Rote Kreuz rettet
Menschen, hilft in Notlagen, bietet eine Gemeinschaft, steht den Armen und
Bedürftigen bei und wacht über das humanitäre Völkerrecht – in Bayern und in
der ganzen Welt.