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Über die Paprika, die die MRT-Technologie vorantrieb und
Siemens auf dem Mond: geh mit uns auf eine Reise durch die Geschichte der Innovationen aus
der Metropolregion Nürnberg.
Über die Paprika, die die MRT-Technologie vorantrieb und
Siemens auf dem Mond: geh mit uns auf eine Reise durch die Geschichte der Innovationen aus
der Metropolregion Nürnberg.
Röntgen-Aufnahme einer Hand mit der Röntgenkugel
1933/1934 in Erlangen: Erfindung der Pantix und
Röntgenkugel
Anfang 1896 erschüttert eine Sensation die wissenschaftliche Welt: Mit den X-Strahlen,
der Entdeckung von Wilhelm Conrad Röntgen, bricht eine neue Ära der Medizin an.
Erstmals wird das sichtbar, was bisher im Körper verborgen blieb. Erste
Röntgenanlagen werden wenig später gebaut und verkauft – darunter zwei Technologien,
die diese Zeit geprägt haben: die Drehanodenröhre Pantix und die Röntgenkugel
von Siemens, zwei Erfindungen aus Erlangen.
Die Pantix wird zur Grundlage der Entwicklung heutiger Röntgenröhren und
ist schon damals deutlich belastbarer und leistungsfähiger als andere. In ihr rotiert
die Anode, sodass im Brennfleck weniger Hitze entsteht als bei feststehenden
Anoden. Das führt zu mehr Bildschärfe bei einer kurzen Aufnahmezeit. Ein Jahr später folgt das erste mobil einsetzbare Röntgengerät: die Röntgenkugel. Die Röntgenröhre und der notwendige
Hochspannungstransformator befinden sich hier in einem Kugelgehäuse. Ihr
Vorteil: Die Röhre kann direkt ans Stromnetz angeschlossen werden. Sie wird knapp 30.000 Mal
verkauft.
1953 in Erlangen: Der 15 MeV Betatron verändert die
Strahlentiefentherapie
Zeitsprung in das Jahr 1953: Die Elektronenschleuder Betatron wird zum
Durchbruch für die Strahlentherapie. Das Betatron beschleunigt Elektronen in
einer kreisförmigen Bahn mittels eines Magnetfelds bis knapp unter
Lichtgeschwindigkeit. So werden erstmals auch tiefliegende Tumore effektiv
bestrahlt. Diese Technologie wird deshalb zur Grundlage der modernen Strahlentherapie.
1953 in Pretzfeld: Zonenziehverfahren ermöglicht
Herstellung von hochreinem Silizium
Hochreines Silizium ist bis heute Basis für Mikroelektronik wie Dioden, Transistoren oder Chips. 1953
entwickeln Erfinder bei Siemens ein neues Verfahren, um Silizium zu reinigen: Das sogenannte Zonenziehverfahren sorgt dafür, dass sich unter einer
Milliarde Siliziumatome nur zwei Fremdatome befinden.
Vier Jahrzehnte später, in den 1990er-Jahren, stellt Siemens die ersten
Kundenmuster des 256-Megabit Speicherchips vor – damals der kleinste und
schnellste Speicherhalbleiter seiner Art. Auf ihm lassen sich erstmals die
gesamten Werke von Shakespeare und Goethe speichern. Heute nichts Besonderes,
doch damals eine Sensation.
1958 in Amberg/Nürnberg: Die speicherprogrammierbare
Steuerung SIMATIC verändert Produktionen auf der ganzen Welt
Vom Transistor zur digitalen Fabrik: Die in Amberg und Nürnberg erfundene
SIMATIC-Steuerung macht bis heute viele Anlagen produktiver, effizienter,
schneller und zuverlässiger. 2018 feierte das Steuerungsmodul seinen 60.
Geburtstag.
1996 kam mit dem „Totally Integrated Automation (TIA)“ Portal eine
Möglichkeit hinzu, einzelne Komponenten der Produktion aufeinander abzustimmen
und Hard- und Software eng miteinander zu verzahnen. Mit MindSphere folgt 2016 das erste cloudbasierte, offene Internet-Of-Things-Betriebssystem, das die Verbindung von Maschinen und physischer Infrastruktur ermöglicht. Basis dafür: die SIMATIC aus Amberg.
Eine Forschungsstadt für Starkstrom: Ab 1959 entsteht ein neues Forschungszentrum in Erlangen. Mit dabei: ein Hochhaus, Plasma-Physikgebäude und ein Teich. Zur Eröffnung des Zentrums startete ein Motorboot zu seiner Jungfernfahrt auf dem Teich des Geländes. Das Besondere: Das kleine Boot wurde angetrieben von einem Elektromotor, der seine Energie von Brennstoffzellen erhielt, einer damals "völlig neuartigen Antriebsart".
1969 in Erlangen: Siemens
Elektrolumineszenz-Leuchten helfen der NASA bis zum Mond
Als sich Apollo 11 am 16. Juli 1969 mit Geschwindigkeiten bis zu rund 39.000 Stundenkilometern auf die 384.403 Kilometer lange Reise zum Erdtrabanten macht, ist auch Siemens-Technik an Bord. Sowohl im eigentlichen Raumschiff, im Kommandomodul „Columbia“, als auch in der Mondlandefähre „Eagle“ sorgen spezielle Leuchten dafür, dass die Anzeigetafeln der Bordcomputer erleuchtet sind.
Auch die Astronauten können dank der Leuchten bei diffusen Lichtverhältnissen Daten problemlos ablesen. In magischem Grün lassen die von Siemens entwickelten Elektrolumineszenz-Leuchten die Anzeigen und Armaturen erstrahlen und verbrauchen dabei nahezu keinen Strom. Außerdem sind sie äußerst betriebssicher und langlebig – Faktoren, die hunderttausende Kilometer von der Erde entfernt entscheidend sind.
1973 in Erlangen: Testbetrieb der Magnetschwebebahn
Zwischen 1959 und 1965 entsteht auf dem Gelände des neuen Forschungszentrums in Erlangen eine weitere Besonderheit: eine Rundstrecke für Magnetschwebebahnen. Mit einem Durchmesser von 280 Metern ist sie gebaut für den Dauertestbetrieb. 1973 nimmt der sogenannte Magnetkissen-Express seine erste Fahrt auf, mit Erfolg. Die Forscher vor Ort schaffen die Grundlagen für die Magnetschwebebahntechnik und den späteren Transrapid.
1978 in Erlangen: Siemens entwickelt die Hochbahn
Die Forscher des Forschungszentrums in Erlangen schaffen nicht nur die Grundlage für den späteren Transrapid. Auf der extra erbauten Versuchsstrecke testen sie auch eine Hochbahn, die Anfang der 1980er Jahre zunächst in Erlangen erprobt und später ihren Regelbetrieb in Dortmund aufnimmt.
1983 in Erlangen: Magnetom wird zum ersten Vorläufer des
Magnetresonanztomographen
Im Februar 1978 beginnt ein kleines Team in Erlangen mit der Entwicklung
eines ersten Magnetresonanztomographen. Die Anfänge sind schwer: Für den Testlauf sind damals noch mehrere Stunden Aufnahmezeit nötig. Statt eines Menschen wird deshalb eine grüne Paprika in der Röhre untersucht. Sie wird kurzerhand zum Modell für ein menschliches Herz. Das Gemüse liefert den Beweis, dass die Technik selbst feine Strukturen des Weichteilgewebes abbilden kann. Ein paar Jahre später, 1983, wird
der erste Magnetresonanztomograph von Siemens, MAGNETOM, vorgestellt. Er ist Anfang einer ganzen MRT-Produktfamilie.
1994 in Erlangen: Weltrekord für die Brennstoffzelle
Brennstoffzellen können elektrische Energie direkt aus Sauerstoff
und Wasserstoff erzeugen. Der Wirkungsgrad ist dabei deutlich höher, und die
Schafstoffemissionen deutlich geringer als bei herkömmlichen
Stromerzeugern.
1994 erreicht eine keramische Hochtemperatur-Brennstoffzelle vom Typ SOFC
(Solid Oxide Fuel Cell) im Betrieb mit Wasserstoff und Sauerstoff weltweit
erstmalig eine Leistung von 1,8 Kilowatt (kW). Der bisherige Höchstwert: 1,3
kW. Auch die Leistungsdichte von 0,6 Watt pro Quadratzentimeter war ein Spitzenwert.
Die Hochtemperatur-Brennstoffzelle SOFC (Solid Oxide Fuel Cell)
2010 in Nürnberg: Der weltweit größte und
leistungsfähigste 800-Kilovolt-Stromrichtertransformator entsteht in Nürnberg
Seit
der Erfindung der Dynamomaschine entwickelt Siemens effiziente und zuverlässige
Energiesysteme. 2010 lieferte Siemens den weltweit größten und leistungsfähigsten
800-Kilovolt-Stromrichtertransformator aus. Er beliefert die 2.000 Kilometer lange
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Strecke zwischen Xiangjiba und Shanghai
mit Strom – die längste und leistungsstärkste Gleichstromverbindung
der Welt. Der einphasige 800-kV-Stromrichtertransformator verfügt über eine
Nennleistung von 321 Megavoltampere (MVA) und hat ein Transportgewicht von 380
Tonnen – ein wahres Schwergewicht. Sein Auftraggeber, die State Grid
Corporation of China, ist mit rund einer Milliarde Kunden der größte
Stromversorger der Welt.
2018 in Nürnberg: Der
weltweit erste Transformator mit der Übertragungsspannung von 1.100 Kilovolt
(kV) für Hochspannungsgleichstrom-Übertragungsanlagen (HGÜ)
Der
Weltrekordtrafo wurde von Siemens im Nürnberger Transformatorenwerk entwickelt,
gefertigt und geprüft. Er ist der erste von insgesamt sieben 1.100
kV-HGÜ-Transformatoren, die Siemens und ein Partnerunternehmen für die derzeit
größte HGÜ-Anlage der Welt liefern. Eingesetzt werden diese Transformatoren in
der Stromrichterstation Guquan. Über eine Strecke von 3.324 Kilometern wird die
Anlage des Netzbetreibers State Grid Corporation of China (SGCC) Strom mit
einer Übertragungsleistung von insgesamt 12 Gigawatt (GW) von Changij im
Nordwesten Chinas (Provinz Xinjiang) bis an die bevölkerungsreiche Ostküste in
der Provinz Anhui übertragen. Die HGÜ-Linie ging Ende 2018 in Betrieb.